Wir haben mittlerweile Peru verlassen und sind nach Bolivien weitergereist. Der Grenzübergang, über den wir vorher beunruhigende Berichte im Netz gelesen hatten, verlief glücklicherweise problemlos. Der Bus hielt an, alle mussten aussteigen und sich in die Schlange einreihen, um den Stempel zur Ausreise aus Peru zu erhalten. Zu Fuß liefen wir dann über die Grenze und reihten uns auf bolivianischer Seite in eine weitere Schlange ein, um uns die Genehmigung zur Einreise abzuholen. Das nahm zwar einige Zeit in Anspruch, doch dann konnte die Fahrt mit dem Bus weitergehen. Unser erstes Ziel in Bolivien war Copacabana, die Stadt am Titicacasee.
Das Örtchen ist sehr touristisch, aber mit den vielen Cafes und Restaurants auch ganz gemütlich. Von dort aus buchten wir eine Tagestour mit dem Boot zur Isla del Sol mitten im Titicacasee. Dank der netten Mitreisenden und den schönen Ausblicken auf den See wurde es ein unterhaltsamer Ausflug.
Das zweite Ziel in Bolivien hiess La Paz, wo wir nun auch Weihnachten verbringen. Mit einer Höhe bis zu 4100 Metern über dem Meeresspiegel ist La Paz der höchstgelegene Regierungssitz der Erde und eine richtige Großstadt. Wir hatten von anderen Reisenden nicht unbedingt Gutes über die Stadt gehört und mitleidige Blicke geerntet, dafür, dass wir hier Weihnachten verbringen würden. Dementsprechend waren unsere Erwartungen nicht allzu hoch, doch um auf dem Weg nach Chile die Salzwüste Salar de Uyuni sehen zu können, ist La Paz eine logische Station. Von hier aus fährt man mit dem Nachtbus nach Uyuni, von wo aus die Touren starten.
Unsere ersten Eindrücke von La Paz entsprachen dem, was wir gehört hatten. Schon auf der Busfahrt hierher war der Himmel grau, es fing es an zu regnen und war kalt. La Paz wirkt groß, hässlich, ist kalt und von stinkenden Abgaswolken überzogen.
Das Adventure Brew Hostel, in dem wir insgesamt sechs Nächte verbringen sollten, gefällt uns gut, dennoch waren die ersten Tage in La Paz nicht gerade ein Highlight. Wegen dem Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember und der Tatsache, dass der Touristenbus die Tage vorher schon ausgebucht war, mussten wir uns auf einen längeren Aufenthalt hier einstellen, obwohl wir am liebsten direkt weitergefahren wären. Allerdings stellte sich das dann doch als vorteilhaft heraus, denn Marie hatte sich, trotz unserer extremenVorsicht bei Lebensmitteln, kurz nach Ankunft in Bolivien den Magen verdorben und in Uyuni, geschweige denn der Salzwüste, wäre ein Arztbesuch unmöglich gewesen. Am zweiten Tag in La Paz bekam ich dann eine dicke Erkältung und unsere Stimmung war entsprechend mies. Am Heiligabend hatten wir außer ein paar Skypegesprächen mit Freunden und Familie keine Pläne und machten und erst gegen Abend auf den Weg zum Supermarkt. Noch etwas kränklich und mit sehr wenig im Magen war uns beiden etwas schwindelig und ich bekam einen kleinen Kreislaufkollaps. Dann saß ich dort vor dem Obstregal auf dem Boden, während mir eine Angestellte Wasser brachte. Kurz darauf in der endlos langen Kassenschlange wurde dann auch Marie schwarz vor Augen und schließlich hockten wir beide in der Schlange auf dem Boden. Draußen gab es erst mal Banane und Saft. Und auf dem Rückweg fing es an zu regnen.
Heute, am 25., ist für die Bolivianer der Hauptfeiertag. Uns geht es wieder gut und nach dem All-You-Can-Eat-Pancake-Frühstück sind wir losgegangen, um zu gucken, was hier trotz Feiertag los ist: Einiges, hat sich herausgestellt und wir konnten den Bolivianern bei den Feierlichkeiten zusehen. Es ist zwar deutlich weniger Verkehr auf den Straßen und die richtigen Geschäfte sind geschlossen, aber still ist es nicht. Anscheinend darf nicht in den Geschäften verkauft werden, wohl aber an Ständen auf der Straße. Deshalb wird der Verkauf dann einfach nach draußen verlegt und es finden sich überall kleine gut besuchte Märkte. Die Sonne schien die ganze Zeit und wir konnten endlich wieder im T-Shirt draußen rumlaufen. Wir besuchten kurz eine Weihnachtmesse in der Kirche San Francisco und hörten einer Blaskapelle zu, die sich auf dem Platz vor der Kirche aufstellte. Es wurden knallende Feuerwerkskörper in die Luft geschossen und es entstand eine Schlange aus Menschen, die sich anstellten, um einer Reihe von Frauen und Männern die Hand zu schütteln und sie mit Konfetti zu bestreuen. Die Bedeutung dieser Tradition hat sich uns noch nicht erschlossen, aber wir werden dem nachgehen. Wir machten uns ein wenig nützlich, indem wir Geld an Bettler und Straßenmusiker verteilten und erhielten dafür dankende und segnende Gesten. Beim Schlendern durch die lebhaften Straßen mit der Sonne am Himmel sah die Stadt dann plötzlich viel weniger grau aus.
Mit weiteren Fotos wird es aufgrund der schlechten Internetverbindung, die uns seit Ankunft in Bolivien begleitet, leider vorerst nichts.