Sechs Monate, neun Länder: Gedanken zu einer verrückten Zeit

Ich bin losgezogen, weil ich etwas Außergewöhnliches erleben wollte. Ich wollte nicht einfach nur ein paar schöne Landschaften sehen oder es mir gut gehen lassen. Ich wollte Dinge sehen und erleben, die mich erschüttern, die mich überraschen, die mich tief berühren, die mich inspirieren und verändern. Dinge, die mir neue Perspektiven auf die Welt und das Leben zeigen, einfach Dinge, die ich nie mehr vergessen werden.

Und das habe ich! Ich bin tagelang durch die Berge gewandert, alleine stundenlang durch Wälder spaziert. Ich stand hoch oben in den Bergen in den Ruinen des Machu Picchu, während die Sonne aufging und diesen Ort magisch werden ließ. Ich verbrachte drei Tage lang im Krüger Nationalpark in Südafrika und sah Löwen, diese beeindruckenden Jäger, auf der Lauer liegen, Elefantenherden mit ihren Babys durch den Schlamm ziehen, und unzählige weitere Tiere. Ich war überwältigt von der Schönheit und der Vollkommenheit der Natur, in der wir als stille Beobachter völlig bedeutungslos erschienen.

Ich stand das erste Mal auf einem Surfboard und surfte (oder versuchte es zumindest) in den Sonnenuntergang. Neuseeland schaffte es, mich vor lauter Schönheit in ungläubige Begeisterungsstürme zu versetzen, wenn über der perfekten Berg-See-Szenerie plötzlich auch noch ein riesiger Regenbogen erschien. Das erschien mir zu viel des Guten, das kann doch unmöglich real sein! Ein Paradies auf Erden eben.

Auf Fraser Island in Australien sah ich einen Sternenhimmel, der mir Tränen in die Augen trieb. Noch nie hatte ich so viele Sterne und die Milchstraße so riesengroß und leuchtend über mir gesehen. Das wilde Meer links neben mir, rechts der Regenwald und vor mir ein endlos weiter Strand. Wir alle starrten sprachlos in den Himmel und wahrscheinlich fühlte sich jeder ähnlich: tief berührt von der Schönheit, klein, demütig und glücklich.

Zum Abschluss meiner Reise sprang ich dann noch aus einem Flugzeug und raste im freien Fall durch die Luft. Vor sechs Monaten hätte ich nicht gedacht, dass ich das einmal machen würde, aber genauso wenig wusste ich, was auf mich zukommt, als ich ins Flugzeug nach Peru stieg. Manchmal muss man eben das Beste erwarten und einfach springen, um etwas Außergewöhnliches zu erleben!

20160602_110644

Werbung

No worries! Im Land der Koalas und Giftspinnen

Die letzte Station meiner Reise hieß Australien. Einen Monat lang bin ich die Ostküste hochgereist – von Sydney nach Cairns – und war so tiefenentspannt wie noch nie zuvor.

Sydney ist eine aufregende, schöne und lebendige Stadt. Dazu kommen viele traumhafte Strände wie Manly oder Bondi Beach, an denen sich hunderte Australier abends mit ihren Surfboards im Wasser tummeln, während die untergehende Sonne den Horizont rosarot einfärbt. Dies für einige Zeit zu beobachten, versetzte mich in eine besondere Stimmung, die mich auch die nachfolgenden Wochen in Australien begleitete: Man braucht nicht viel, um sich frei und glücklich zu fühlen. Es reicht das Meer, die Sonne und ein Surfboard (wenn man es denn kann).

P1040523
Sydney Opera House
20160503_165535
Byron Bay

Das Hippie-Paradies Byron Bay ist Tag für Tag voll von Reisenden und denen, die irgendwann mal als Touristen hergekommen und nie mehr gegangen sind. Byron Bay ist der Ort der Aussteiger und Musiker und des unbeschwerten Lebens. Es gibt nicht allzu viel zu sehen dort, doch schon allein der Stimmung wegen, würde ich jedem einen Zwischenstopp empfehlen. Außerdem kommen mit vielen verrückten Menschen auch verrückte Vorkommnisse: Z. B. wurde ich erstmals auf offener Straße mit einem pinken Beeren-Slush beworfen. Ich habe aber auch zum ersten Mal in einem Teepee geschlafen, auf Bambusbetten, mitten im Wald zwischen riesigen Green Water Dragons und Australian Brushturkeys. Morgens wurde ein paar Meter weiter gemeinschaftlich Yoga praktiziert.

20160510_100214
Lake McKenzie, Fraser Island

Highlights der Ostküste sind sicherlich die mehrtägigen Touren, die eigentlich jeder mitnehmen muss. Eine davon ist der Ausflug nach Fraser Island, die größte Sandinsel der Welt mit unberührter Natur, Traumstränden und auf Sandboden wachsendem Regenwald. Außerdem findet sich hier der berühmte Lake McKenzie, dem traditionell heilende Kräfte nachgesagt werden. Dass sich die Haare nach einem Bad im See anfühlen wie nach einer Haarkur, kann ich auf jeden Fall bestätigen.

20160509_124354
Fraser Island
IMG-20160517-WA0001
Fraser Island (Photo by Simone Delponte)

Nach dem Abendessen auf Fraser Island gingen wir noch einmal runter zum Strand. Und dort erwartete uns dieser atemberaubende Blick in den Nachthimmel. Noch nie hatte ich die Milchstraße so groß und leuchtend über mir gesehen und wir alle starrten in die Luft und waren gerührt, so sehr, dass mir die Tränen kamen. Glücklicherweise hatten wir einen professionellen Fotografen in unserer Gruppe, der den Sternenhimmel mit seiner Spiegelreflexkamera so gut einfangen konnte.

Die zweite größere Tour, die jeder an der Ostküste machen muss, ist das Whitsundays Segeln. Zwei Tage lang segelten wir in einer Gruppe aus 13 Leuten um die vielen Inseln der Region und erreichten am zweiten Tag den Whitehaven Beach, einer der weißesten Strände der Welt. Dazu kamen mehrere Schnorcheleinheiten im Great Barrier Reef, ein Paradies direkt unter der Wasseroberfläche. So schwimmt man zwischen unzähligen bunten Fischen und Korallen. Allerdings brauchte ich nach zwei Tagen und einer Nacht auf dem Boot mehrere Stunden, bis auch der feste Boden an Land unter mir endlich aufhörte zu schwanken.

P1040552
Whitehaven Beach, Whitsundays

 

 

P1040542
Whitehaven Beach, Whitsundays
Carolin Arnold 0035 e
Skydive Cairns

Nachdem ich mir auf Magnetic Island eine Pythonschlange um den Hals gelegt und einen Koala gekuschelt hatte, erreichte ich Cairns, der nördlichste Punkt meiner Australienreise. Als letzte Aktion in Australien hatte ich mir noch etwas Besonderes aufgehoben: Den Fallschirmsprung, den ich dann bei strahlendem Sonnenschein, nachdem es vier Tage durchgeregnet hatte, endlich durchführen konnte. Ein Fallschirmsprung ist auch eines der Must-Dos in Neuseeland und Australien und ich wollte es unbedingt auch mal erlebt haben. Im freien Fall ging es dann in die Tiefe. Es war der Wahnsinn!

Von Cairns flog ich schließlich nach Brisbane, um zwei Tage später, nach sechs Monaten und neun bereisten Ländern, meinen Heimflug anzutreten. Auch aus der Luft sieht die australische Ostküste mit ihren Korallenriffen wunderschön aus.

20160527_102851
Von Cairns nach Brisbane

Neuseeland: 29 Tage durchs Paradies

P1040177
The North: Bay of Islands
P1040189
The North: Bay of Islands
P1040241
North Island: Hobbiton
P1040245
North Island: Hobbiton
P1040252
North Island: Hobbiton
P1040371
South Island: Franz Josef Glacier
P1040386
South Island: Wanaka
P1040309
North Island: Maori Cultural Experience
P1040321
South Island: Abel Tasman National Park
P1040346
South Island: Abel Tasman National Park
P1040349
South Island: Abel Tasman National Park
P1040447
South Island: Queenstown
P1040508
South Island: Queenstown

Peru, Bolivien, Chile….Argentinien!

Wir sind in Land Nummer Vier angekommen: Argentinien! Und es dringend Zeit fuer ein Update. Von Valparaiso ging es weiter in die chilenische Grossstadt Santiago. Da es vorher immer gut geklappt hatte, haben wir kein Hostel vorgebucht, was sich als Fehler herausstellte. Vollgepackt mit zwei Rucksaecken liefen wir durch die Strassen und die ersten beiden Hostels waren bereits ausgebucht. In einer Bar mit Wifi buchten wir dann schnell eine Unterkunft und verbrachten dort die erste Nacht.

Das Selk Hostel ist ein Familienbetrieb, das heisst die Besitzer samt Kinder wohnen mit im Gebaeude. Dort fuehlten wir uns ein wenig wie Gaeste der Familie und beim Barbeque am Abend im Garten bekamen wir einen Einblick in die chilenische Abendgestaltung. Es wurden viele viele dicke Fleischstuecke gegrillt, dazu ebenso viel Wein getrunken und Gitarre, Querfloete und Tamburin ausgepackt. Dazu wurde natuerlich leidenschaftlich gesungen, bis spaet in die Nacht. Dazwischen sassen wir und noch eine Gruppe von Israelis und machten natuerlich begeistert mit. Am naechsten Morgen hingen dann alle in den Seilen, weshalb es kein Fruehstuck gab und wir generell Schwierigkeiten hatten, jemanden aus der Familie anzutreffen zum Bezahlen.

Trotz dieser lustigen Nacht wechselten wir am naechsten Tag das Hostel, da wir es gerne etwas zentraler und auch zugegebenermassen sauberer wollten. Wir landeten dann in einem Hostel hoch oben ueber dem Plaza de Armas mit Terrassen, grosser Kueche und vor allem netten Leuten. Hier verbrachten wir mehrere Tage, denn Santiago gefiel uns gut. Wir waren ueberrascht, dass die Stadt so gruen, grosszuegig und vergleichsweise wenig stressig, wie wir es von der bolivianischen Grossstadt La Paz kannten. In Santiago gibt es viele Parks, Einkaufsstrassen, Bars und Restaurants und alles kam uns ploetzlich so sauber, huebsch und ansprechend vor. Natuerlich ist klar, dass Santiago deutlich europaeischer ist und unseren gewohnten Standards entspricht als Alles, was wir die Wochen zuvor gesehen hatten. Ich muss aber zugeben, dass das auch mal wieder ganz schoen war und wir deshalb eine sehr entspannte Zeit hatten. Wir bildeten zusammen mit zwei Franzosen und einem Israeli eine kleine Gruppe und gingen nachts raus, liessen uns den chilenischen Wein schmecken und kochten zusammen.

Was unser weniger gefiel und gefaellt ist das Essen! Natuerlich gibt es gute Restaurants mit abwechslungsreichen Gerichten, aber die entsprechen gerade in Chile so gar nicht unserem Reisebudget. Alles Bezahlbare sind entweder Empanadas oder massenweise Fast Food. In der Fast Food Kette Telepizza zum Beispiel bekommt man die Pizza im Menue, will man sie einzeln, kostet sie doppelt so viel. Das Menue besteht aus einer kleinen, aber dicken und fettigen Pizza – hier ist besonders beliebt Pommes als Pizzabelag zu waehlen – dazu dann noch Pommes als Beilage, eine Cola und wahlweise noch kleine Empanadas. Neben uns wurden danach dann auch noch Zimtschnecken als Nachtisch verspeist. Unter dem Punkt „Salate“ auf einer Karte im Restaurant findet sich gerne auch Kartoffelpueree, denn Kartoffeliges zaehlt als Gemuese und ist sowieso die einzig noetige Beilage zum Fleisch. Am Plaza de Armas reihen sich bestimmt zehn Imbisse und Buden aneinander, die alle das gleich anbieten: Burger, Pommes, Huehnchenfleisch und ganz besonders Hot Dogs, die von einer dicken, kuenstlich aussehenden Sosse ueberdeckt sind. Dass es da nicht einfach war (und auch in Argentinien nicht einfacher ist) etwas weniger Fettiges und auch noch Vegetarisches zu finden fuer einen kleinen Preis liegt nahe. Aber naja, wir haben ja doch immer irgendwas gefunden und sind noch wohlgenaehrt.

Interessant fanden wir auch, ganz neue Jobs zu entdecken. Im Aufzug in unserem Hostelgebaeude sass Tag und Nacht ein Mann, der dafuer zustaendig war, den Knopf fuer die jeweilige Etage zu druecken. Man kam in den Aufzug, gruesste freundlich, sagte „Seis“ und er drueckte den Knopf fuer die sechste Etage. Man fuhr hoch, bedankte sich wieder freundlich und verliess den Aufzug. Faszinierend!

Von Santiago fuhren wir dann tagsueber mit dem Bus rueber nach Argentinien. Unser erstes Ziel hier war Mendoza. Die Fahrt ging durch die Anden, durch wunderschoene Landschaften. Allerdings verbrachten wir vier Stunden an der argentinischen Grenze, groesstenteils mit Warten ohne genau zu wissen worauf. Aber damit muss man rechnen. Mendoza, bekannt fuer den Weinanbau rundherum, war fuer uns nur ein kurzer Zwischenstopp. Das Highlight war hier Paragliding! Fuer einen vergleichsweise guenstigen Preis konnten wir mit einem Fallschirm ueber die Anden gleiten, was ein super Erlebnis war.

DCIM100GOPRO

Mit dem Nachtbus ging es weiter nach Rosario, wo wir zur Zeit sind. Die argentinischen Busse halten auf jeden Fall, was sie versprechen: Grosse, weiche Lederschlafsitze, Beinfreiheit und Bordservice. Der bestand aus einem kleinen Snack, einem Teller mit Quiche, Salat und Brot, einem warmen Gericht, dazu Rotwein, anschliessend Tee, Kaffee oder Champagner und wahlweise noch einem Glas Whisky (gratis natuerlich). Wir waren begeistert!

Rosario ist eine argentinische Grossstadt, ca. drei Busstunden entfernt von Buenos Aires und unendlich heiss! Bei um die 40 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit schwitzen wir wie verrueckt, eine Bootstour in einem kleinen Motorboot, das ueber das Wasser rast, war daher eine gute Idee und sehr spannend dazu. Im Fluss Parana River gibt es mehrere Inseln, auf denen tatsaechlich Menschen leben. Weil der Fluss so hoch steht, ist das Ufer der Inseln recht tief im Wasser und man sieht Schweine und Kuehe durch das Wasser warten. Es gibt hier auch eine Polizeistation und eine Schule, sowie ein Restaurant, mitten im Fluss.

Morgen geht es weiter nach Buenos Aires. Alle Reisenden berichten uns begeistert von der Stadt, deshalb freuen wir uns besonders darauf!

Das bunte Valparaiso

Chile ist wieder eine ganz andere Welt. Im Vergleich zu Peru und Bolivien ist es hier sichtbar reicher, moderner, schicker und natürlich teurer. Wir haben hier zum ersten Mal seit unserer Abreise im November richtige Drogerien, internationale Modemarken und eine Shoppingmall gesehen, in der wir uns, völlig reizüberflutet, vorkamen wie in den USA. Gleichzeitig waren wir begeistert, nach der nahrungstechnischen Dürre in La Paz süße, hübsche und ansprechende Cafés und Restaurants zu sehen und sogar Klopapier auf den den Toiletten vorzufinden.

Valparaiso ist nach San Pedro de Atacama und La Serena schon der dritte Stopp in Chile. Die Hafenstadt ist bekannt für die vielen bunten Häuser und die Kultur- und Künstlerviertel, die überall mit Street Art verziert sind. Während einer Tour durch die Stadt haben wir gelernt, dass man sich hier überall in den Straßen trifft, zusammensitzt und Klatsch und Tratsch austauscht. Überall wird musiziert,  jongliert oder es werden sonstige Kunststücke aufgeführt und auch das Beobachten der Leute macht klar: Valparaiso ist eine kleine Hippiestadt. Mir gefällt das!

P1030193

P1030224P1030188P1030168P1030159

Eine Tour durch die größte Salzwüste der Welt

Nach Weihnachten sind wir von La Paz aus nach Uyuni aufgebrochen, um dort eine dreitägige Tour durch den Salar de Uyuni, der größte ausgetrocknete Salzsee der Welt, zu starten. Zu sechst ging es in einem Jeep durch die Wüste und vorbei an Lagunen mit Flamingos, Vulkanlandschaften und Geysiren auf bis zu 4900 Metern Höhe. Geschlafen haben wir in einem Hotel aus Salz und einer Unterkunft mitten in der Atacamawüste. Der Trip endete in Chile, in dem kleinen, idyllischen Ort San Pedro de Atacama, wo wir ein aufregendes Silvester erleben durften.

Da unser spanischsprachiger Guide nicht besonders gesprächig war und Bilder hier sowieso mehr sagen als Worte, gibt es hier eine kleine Bildauswahl von der Tour:
P1030032

 

P1030060

 

P1030065

 

P1030109

 

P1030110

 

Abenteuer und Faszination: Vier Tage Inca Jungle Trail und Machu Picchu

Erschöpft, von Mosquitos zerstochen, mit Sonnenbrand im Gesicht (wir hatten an Tag 4 die Sonnencreme vergessen) und dreckig sind wir nach vier Tagen Inca Jungle Trail ins Bett in Cusco gefallen. Aber natürlich auch mit aufregenden Erinnerungen und wunderschönen Bildern im Kopf, die die Anstrengung wert waren.

Wir haben uns bei der Auswahl einer Tour zu der Inka-Ruinenstadt für den Inca Jungle Trail entschieden, der neben der Wanderung auch noch Mountainbiking, Rafting und Zip Lining im Programm hat. Gebucht haben wir die Tour schon von Arequipa aus, was sich als Fehler herausstellte (dazu später mehr).

Morgens wurden wir mit dem Minivan in unserem Hostel in Cusco abgeholt, die Fahrräder wurden aufgeladen und wir fuhren ca. drei Stunden lang durch die Anden bis auf 4300 Meter Höhe. Das Mountainbiking stellte sich als eine deutlich abenteuerlichere Aktion heraus als gedacht. Auf dem Weg nach oben im Auto wurde der Nebel immer dichter und es fing an zu regnen, sodass man nur noch ein paar Meter weit sehen konnte. Oben angekommen mussten wir aussteigen und eine mehrteilige Ausrüstung anlegen. Dann ging es los mit der Anweisung unseres Guides: „Keep to the right side, then you will stay alive!“. Das machte tatsächlich Sinn, denn links fuhr der Gegenverkehr die Serpentinen hoch und neben uns ging es mehrere tausend Meter in die Tiefe. Hier einen Unfall zu bauen schien also unvorteilhaft. Im strömenden Regen und Nebel fuhren wir also bergab. Beleuchtung an Fahrrädern und Autos bei so einem Wetter ist in Peru offensichtlich nicht Vorschrift. Es war extrem kalt und nach fünf Minuten Fahrt war jeder bis auf die Unterhose nass, da halfen Regenjacke und wasserdichte Wanderschuhe gar nichts, denn der Regen fand auch durch die kleinste Öffnung einen Weg herein. Während der Fahrt sah man immer wieder Felsbrocken und Erde auf der Straße, die man umfahren musste, denn die Nässe löste Erdrutsche am Hang aus.

Plötzlich mussten wir anhalten und wegen einer Straßensperrung einige Zeit in unseren nassen Klamotten auf der Straße warten. Als die Sperrung dann aufgelöst wurde und wir wieder losrollten sahen wir auch den Grund: An einer Stelle war wegen des vielen Regens eine Hälfte der Straße weggebrochen. Wir durften uns nicht beirren lassen und fuhren weiter.

Im Laufe der Zeit veränderte sich die Luft und wurde langsam wärmer und tropischer. Als Regen und Nebel sich dann verzogen hatten, kam der beste Teil. Jetzt sah man den dichten, grünen Dschungel um einen herum und die Fahrt bergab machte richtig Spaß. Als wir es dann bis zum Ziel geschafft hatten, waren wir froh und erleichtert. Nur die klitschnassen Sachen und Schuhe schleppten wir noch etwas länger mit uns herum, denn in der feuchten Luft trocknete Alles extrem langsam.

Mittagessen gab es in einem kleinen Ort namens Santa Maria, der vergleichsweise wenig touristisch und sehr ursprünglich war. Zeitungen gibt es dort zum Beispiel nicht (wir hatten wegen der nassen Schuhe den ganzen Ort durchforstet, mussten uns dann aber mit Servierten zufrieden geben). Der Nachmittag war ansonsten sehr gemütlich. Zusammen mit den anderen aus unserer Gruppe schlenderten wir durch das Dorf, kauften uns endlich unser erstes CUSQUENA (ein in Cusco hergestelltes Bier, das hier überall fleißig getrunken wird). Nach dem Abendessen, das übrigens genau wie das Mittagessen meist Pommes und Reis in Kombination zum Hauptbestandteil hat, besuchten wir noch ein Fest der Einheimischen, auf dem unter freiem Himmel wild getanzt wurde.

Der zweite Tag war von einer siebenstündigen Wanderung durch den „High Jungle“ bestimmt. Die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt hier war beeindruckend und spannend, auch wenn die Wanderung in der warmen, feuchten Luft, die Berge hoch und runter, lang und herausfordernd war. Überall sahen wir Mango- und Avocadobäume, Ananaspflanzen und natürlich Coca-Plantagen sowie Tausendfüßler, Affen und ein riesiges Meerschweinchen.

 

P1020936.JPG

Unser Guide erklärte uns viel über die Pflanzen, ihren Anbau und Gebrauch und wir konnten Verschiedenes probieren. Die Wanderung endete an diesem Tag in den natürlichen heißen Quellen bei der Städchen Santa Teresa.

Der nächste Tag startete mit Zip Lining. Jeder bekam einen Gurt umgeschnallt und wurden damit an ein langes Drahtseil gehängt, sodass wir an dem Seil hängend über die Schlucht sausten – ein Riesenspaß!

Der restliche Tag bestand aus Mittagessen, einer dreistündigen Wanderung entlang der Bahngleise bis nach Aguas Calientes, die Stadt direkt unter Machu Picchu. Aguas Calientes wirkte wie ein riesiges Touristendorf, bestehend aus Hostels, Restaurants, einem lokalen Markt und einer Bahnstation. Hier übernachteten wir, bevor es am nächsten Tag um halb fünf morgens hoch zum Machu Picchu ging.

Ich habe mich gegen die 50 Minuten Treppensteigen entschieden und habe ausnahmsweise den Bus genommen, da ich gerne einmal nicht völlig erschöpft und nassgeschwitzt oben ankommen wollte und da wir noch den Aufstieg auf den Waynapicchu dazu gebucht hatten, war ich mir sicher, dass mein Bedarf an Bergsteigen gedeckt werden würde.

Um sechs Uhr morgens sahen wir dann die Ruinenstadt vor uns, beleuchtet von de aufgehenden Sonne hinter den Bergen. Obwohl ich schon hunderte Bilder von Machu Picchu gesehen hatte, war ich überwältigt von der Schönheit und der magischen Atmosphäre dieser alten von den Inkas erbauten Stadt in den Anden.

P1020974.JPG

P1020957.JPG

Wir lernten während der Führung, dass Vieles eine tiefere Bedeutung hat. Die Frage, warum die Inkas ihre Stadt im 15. Jahrhundert hier an diesem Ort erbaut haben, erschließt sich einem schon fast von alleine, wenn man sich umschaut. Die Inkas haben Machu Picchu (der Name entstand erst nachträglich) an dieser Stelle errichtet, um den Göttern näher zu sein und ihre Götter fanden sie in der Natur. Die aufgehende Sonne lässt uns das nachempfinden, genau wie der Blick auf die weite grüne Berglandschaft und die mit Schnee bedeckten Berge im Hintergrund.

P1020969.JPG

P1020979.JPG

Die Inkas haben im Einklang mit der Natur gebaut, so wurden viele Bauten den Formen der Natur nachempfunden. Blickt man z.B. aus einem bestimmten Winkel auf ein Bauwerk, erkennt man darin genau die Form des Berges, der sich dahinter erhebt. Auch wurde die Sonne zu Kalenderzwecken genutzt und es gibt einen Sonnentempel.

P1020983.JPG

 

Lange Zeit blieb die Stadt unentdeckt und war vollständig zugewachsen. Die offizielle Wiederentdeckung von Machu Picchu wird auf das Jahr 1911 datiert, durch eine Expedition der Yale Universität unter der Leitung von Hiram Bingham, woraufhin die Ruinen zu ihrer Berühmtheit gelangen.

Es gibt noch viel zu berichten über diese alte Inkastadt, doch muss man sie selbst gesehen haben, um die Faszination an ihr zu verstehen.

Leider wurde der Tag noch durch ein ärgerliches Erlebnis überschattet, denn die Agentur in Arequipa, bei der wir den Trip gebucht hatten, schien sich um nichts gekümmert zu haben. Schon das Zusenden der Tickets für Machu Picchu und Waynapicchu an den Touroperator in Cusco funktionierte nicht ohne einen Anruf durch unseren Guide am dritten Tag der Tour. Gebucht und bezahlt hatten wir außerdem das Zugticket zurück von Aguas Calientes nach Ollantaytambo und den anschließenden Shuttle nach Cusco. Alle anderen hatten am dritten Abend bereits ihre Tickets bekommen, unsere waren allerdings nicht da.

Unser Guide wollte sich darum kümmern und sagte uns, er würde die Tickets am nächsten Tag im Restaurant hinterlegen, in dem wir zu Abend gegessen hatten. Als wir dort nach dem anstrengenden Tag auf dem Machu Picchu ankamen, fanden wir natürlich keine Zugtickets vor. Wir gingen also zum Hostel, um den Voucher mit der Telefonnummer der Agency zu holen. Leider war aber die Tür verschlossen und keiner machte auf, selbst nicht nach mehrminütigem Klopfen. Wir beschlossen, zuerst etwas essen zu gehen, da beide nach diesem Tag echt müde waren. Danach war zum Glück auch der Hostelbesitzer wieder da, der netterweise für uns einige Telefonanrufe auf Spanisch erledigte. Uns wurde gesagt, es sei nicht das ganze Geld beim Touroperator angekommen, weshalb wir keine Zugtickets bekommen haben, diese sollten wir nun aus eigener Tasche zahlen und dann in Cusco zum Reisebüro gehen, um eventuell das Geld erstattet zu bekommen. Wir waren uns schon ziemlich sicher, das Geld nicht mehr wieder zu sehen und dementsprechend mies gelaunt. Als wir dann erfuhren, dass die Tickets für eine 1,5 stündige Fahrt US$ 69 kosten, sank die Laune weiter. Außerdem hatten wir keine Vorstellung, wie wir von Ollantaytambo nach Cusco kommen sollten, denn eigentlich hätte uns ein Shuttle dort abholen sollen. Mit einem lokalen Bus wollten wir auf keinen Fall im Dunkeln fahren. Wir überlegten schon mehrere „Notfallpläne“, hofften aber , dass in dem Shuttle von dem Rest unserer Gruppe noch ein Platz für uns frei ist. So war es dann auch und wir gelangten müde, aber gesund um 23 Uhr in Cusco an.

Die letzten drei Tage verbrachten wir dann damit, uns um die Rückerstattung unseres Geldes zu kümmern. Zunächst wurde viel am Telefon gesagt, was nicht eingehalten wurde und wir riefen alle Nummern an, die wir finden konnten. Unsere mangelnden Spanischkenntnisse waren leider nicht hilfreich dabei. Aber heute konnten wir tatsächlich bei Western Union die korrekte Summe abholen, das hätten wir wirklich nicht gedacht!! Zur Feier des Tages gab es dann ein drei Gänge Menü inklusive Appetizer und Getränk für 4 Euro 🙂

Drei Tage durch den Colca Canyon

Von Arequipa aus bietet es sich an, den Colca Canyon etwa 100 Kilometer weiter noerdlich zu besichtigen. Der Cañón del Colca ist der zweittiefste Canyon der Welt, ca. zweimal so tief wie der beruehmte Grand Canyon. Die vielen Agenturen auf dem Plaza de Armas bieten alle Touren zum Colca Canyon an, waehlen kann man zwischen der Kurzversion an nur einem Tag oder Zwei- und Dreitagstouren. Wir haben uns fuer drei Tage entschieden, da wir das Erlebnis ausreichend geniessen wollten und die zu laufende Strecke an zwei Tagen sehr anstrengend sein soll.

Morgens um drei Uhr (peruanischer Zeit, bedeutet also halb vier) wurden wir im Hostel abgeholt und es ging in einem Kleinbus mit einer gemischten Reisegruppe aus den unterschiedlichsten Herkunftslaendern drei Stunden lang durch die Stadt und die Anden. Im Doerfchen Chivay gab es dann Fruehstueck fuer alle, bevor es nochmal ca. eine Stunde zum Cruz del Condor weiterging. Leider konnten wir an diesem Tag keinen Kondor vorbeifliegen sehen.

P1020791

Nach kurzer Fahrt startete dann die Wanderung von ueber 3000 Meter Hoehe nach unten in das Tal des Canyon. Das war eine Herausforderung, vor allem fuer die neuen (und zugegebenermassen nur wenig eingetragenen) Wanderschuhe, denn wir wanderten um die vier Stunden steil bergab, ueber Felsen und trockenen Schotterboden und die Sonne brannte heiss von oben. Der Blick von dort oben auf die Schlucht ist jedoch unglaublich beeindruckend und ein ganz neues Erlebnis war auch die totale Stille, wenn man einen Moment stehen blieb.

P1020812

P1020819

Unten angekommen bezogen wir dann unsere erste Unterkunft in San Juan de Chuccho und bekamen Mittagessen. Hierbei handelte es sich um eine Art Camp bei einer Familie und wir schliefen in Steinhuetten ohne Strom und mit Strohdach.

Obwohl es nachts recht kuehl wurde und unsere Steinhuette alles andere als dicht war, blieb es ueberraschend warm darin und ich habe zehn Stunden wunderbar geschlafen. Am naechsten Morgen ging es weiter, jetzt abwechseln hoch und runter und durch gruene oder trockene Stellen. Die Natur in dem gruenen Canyontal ist umwerfend. Ueberall exotische Pflanzen, Avocadobaeume, Mangobaeume und kleine Bachlaeufe.

Das Ziel war die Oase Sangalle, die uns mit Pool und paradiesischer Umgebung empfing. Dort hatten wir den Nachmittag und Abend Zeit zur Erholung, bevor am naechsten Tag um fuenf Uhr morgens der dreistuendige Aufstieg anstand.

P1020864

Ich habe es sofort bereut, in den Wochen vor der Abreise nicht mehr Ausdauersport gemacht zu haben, denn der steile Weg bergauf ueber Felsen und Schotter hat mich wirklich fertig gemacht. Zwischenzeitlich ritten einige Wanderer mit dem Esel an mir vorbei und mir wurde mehrmals einer angeboten, aber das wollte ich dann nun auch nicht. Schliesslich bin ich irgendwann oben am Ziel auf ueber 3000 Meter Hoehe angekommen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit essen und kurzen Zwischenstopps, um Alpacas und Lamas zu beobachten oder in den natuerlichen heissen Quellen zu baden, was bei uns aufgrund der Aussentemperatur von 30 Grad nicht ganz so viel Begeisterung hervorrief.

P1020880

Alles in Allem ein wunderschoener Ausflug und eine voellig neue Erfahrung. Ich bin froh, es gemacht zu haben, aber jetzt reichts mir doch erstmal an lange Bergaufwanderungen.

Heutemorgen sind wir mit dem Nachtbus in Cusco angekommen und morgen startet der Inca Jungle Trail bis zum Machu Picchu. Eine Wanderung wird es also auch wieder geben, aber auch Mountainbiking und Zip-lining. Ich bin gespannt!

Von Lima nach Nazca: Aus der Großstadt in die Wüste

Dass die Großstadt Lima mit um die acht Millionen Einwohnern nicht Peru ist, vor allem nicht das Touristenviertel Miraflores, haben wir uns schon gedacht und unser Tourguide in Nazca wies uns nochmal darauf hin. In Lima haben wir vier Nächte verbracht und uns im Backpacker Hostel Kokopelli ganz wohl gefühlt. Wir hatten uns nicht allzu viel Programm vorgenommen und haben die Tage mit Spaziergängen durch Miraflores, Barranco und die Altstadt verbracht.

Das Viertel Barranco hat uns überraschend gut gefallen. Auch die Altstadt ist einen Besuch Wert. Die Weihnachtsdekoration und der Kitsch in den Geschäften wirkt irgendwie fehl am Platz, es ist schließlich mein erstes Weihnachten im Sommer.

P1020729 (2)

Am Sonntagmorgen ging es dann früh los mit dem Bus nach Nazca. Acht Stunden dauerte die Fahrt und war wieder eine Erfahrung in sich. Die gehobeneren Busgesellschaften wie Cruz del Sol haben sehr komfortable Busse: Bequeme Sitze, Fußablage, Getränke und Snacks an Board, Decken und Kissen und Filme. Vor dem Einsteigen gab es einen Gepäck-Check-In und einen kurzen Sicherheitscheck.

Die Fahrt ging durch Paracas und Ica und dazwischen auch lange durch Orte und Landschaften, bei deren Anblick uns etwas mulmig wurde. Ganze Städte, die sich als eine Art Slums bezeichnen lassen: Backsteine, Betonwände und Stoffe, die zu Wohnraum zusammengebastelt waren, Müll auf den Dächern und staubiger Sandboden. Es ist mit unseren gewohnten Standards im Kopf schwer zu urteilen, wie das Leben für die vielen Menschen dort ist. Vor manchen Behausungen stehen Autos, es gibt modern aussehende Bankgebäude und Tankstellen zwischendurch und kleine Cafes und Imbisse. Trotzdem wirken sie heruntergekommen, grau und mitten im Nirgendwo.

Wir wurden außerdem Zeugen der Überreste eines Busunfalls am Straßenrand. Zwei Busse waren ineinander gekracht und völlig aufgerissen. Die Busfahrer vieler Firmen fahren teilweise die langen Wege alleine und am Stück, das sind dann oft mal 15 Stunden. Busse wie unserer von Cruz del Sol haben grundsätzlich zwei Fahrer an Board und werden regelmäßig geprüft. Hier ist es also dringend ratsam, die gehobenere Touri-Variante zu wählen.

Angekommen in Nazca wehte uns beim Ausstieg heiße Luft entgegen und wir kamen mit dem Backpack auf dem Rücken und dem Tagesrucksack vorne vorm Bauch direkt ins Schwitzen. Nazca ist vor allem für die sogenannten Nazca-Linien bekannt, im Wüstenboden erkennbare Linien und bis zu mehreren 100 Meter lange Figuren, die der Forschung zufolge bereits zwischen 800 und 200 v. Chr. zur Zeit der Paracas entstanden sind. Bekannt wurden sie unter anderem durch die Arbeit von Maria Reiche, eine Deutsche, die bis zu ihrem Lebensende zu den Nazca-Linien forschte.

P1020750

Um die Linien und Figuren in voller Größe sehen zu können, werden Flüge über die Nazca-Linien angeboten. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden und stattdessen in unserem Hostel Buen Pastor eine Tour zu den zwei Türmen, von denen aus man auch einige Figuren sehen kann und in das Maria Reiche Museum gebucht. Letztendlich war das eine gute Entscheidung, denn da wir die Einzigen waren, hatten wir also eine private Tour mit einem einheimischen Tourguide aus Nazca. Er hat uns während den drei Stunden alles erzählt, was er über die Nazca-Linien, die Kultur der Paracas und der Nazca weiß und wir haben interessante Gespräche geführt.

Nicht nur die Figuren in der Wüste, sondern auch die Wüste selbst mit ihren Weiten, den Anden im Hintergrund, durchkreuzt von der Panamericana (Pan-American Highway) ist ein beeindruckender Anblick. Sie ist Teil der Atacamawüste, die, wie unser Guide uns erklärt, die trockenste Wüste der Welt ist; es regnet nur bis zu drei Stunden pro Jahr.

P1020769

 

P1020774

Abends ging es dann mit dem Nachtbus 10 Stunden lang weiter hoch in die Anden auf 2300 Meter; nach Arequipa.